FRIDA
ARCHITEKTEN





Bilder: Cosima Vogel 2019 / Schweizermühle


 

Villa Jordan

  

ehemalige Liegehalle
ehemaliges Posthotel


ehemaliges Badehaus
ehemalige Kegelbahn
ehemaliges Haus der Freundschaft



ehemaliges Badehaus


ehemaliges Posthotel



Historischer Gebäudebestand


Entwicklungskonzept VIER- ökologischer Rundweg

Mitmachfonds simul+ 2021


„Im Menschen sind Feuer, Luft, Wasser und Erde, und aus ihnen besteht er. Vom Feuer hat er die Wärme, von der Luft den Atem, vom Wasser das Blut und von der Erde den Körper. Dem Feuer ver- dankt er das Sehen, der Luft das Hören, dem Was- ser die Bewegung und der Erde seinen Gang.“

Hildegard von Bingen


Das Projekt „VIER-ökologischer Rundweg Schwei- zermühle“ stellt eine neue Geschichts- und Wis- sensvermittlung dar. Das Projekt bezieht sich auf die Geschichte der Schweizermühle und stellt diese in den aktuellen gesellschaftlichen Diskurs des Klimawandels. Die „Vier“ steht für die 4 Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde. Diese Elemente ha- ben den Ort Schweizermühle maßgeblich geprägt und stehen heute im Fokus der Klimadebatte. Das Projekt fördert durch Interventionen das Gemeinschaftsgefühl und erweitert das örtliche Freizeitangebot für die Bewohner*innen. Das Projekt fördert den europäischen Diskurs des Klimawandels und ist ein Beispiel für einen nachhaltigen Strukturwandel.


Wasser

Das Wasser war nicht nur treibende Kraft für den Ort Schweizermühle, sondern bildete auch die wirtschaftliche Grundlage des Ortes und der Nachbargemeinden. Wasser ist nicht nur elementarer Bestandteil des Lebens – es ist ein Menschenrecht. Die Ausbreitung des Coronavirus führt uns zudem seit über einem Jahr vor Augen, wie wichtig sauberes Wasser und Hygiene für die Gesundheit sind. 2,2 Milliarden Menschen weltweit haben keinen regelmäßigen Zugang zu sauberem Wasser. Eine unfassbare Zahl. Rund 785 Millionen Menschen haben noch nicht einmal eine Grundversorgung mit Trinkwasser. Betroffen sind vor allem Menschen oder Familien in den ärmeren Regionen der Welt – und dort vor allem in den ländlichen Gebieten.*2

Das sich verändernde Klima wirkt sich unter anderem auf Niederschläge aus: Intensität, Dauer und Verteilung über die Jahreszeiten hinweg verändern sich. Dies wiederum beeinflusst die Menge und Qualität des Trinkwassers. Der Klimawandel verschärft insgesamt die Wasserknappheit und kann die Konkurrenz um die begrenzten Wasserressourcen noch verstärken. Zahlreiche Menschen werden in Zukunft gezwungen sein, in andere Gebiete zu ziehen.

Noch steht Wasser dem Ort Schweizermühle in ausreichender Menge zur Verfügung. Die Folgen des Klimawandels können das aber verändern. Wasser steht für die Schweizermühle für Aufschwung, Erholung, Gefahr (Hochwasser) und Attraktion.


Luft

Leben heißt atmen. Nur wenn Luft sauber ist, bleiben Mensch und Natur gesund. Von Autos, Lkw und Bussen werden Schadstoffe wie Rußpartikel und Stickoxide in die Luft gepustet, die schwere Krankheiten wie Krebs verursachen und die Atemwege schädigen. Insbesondere Stickstoffdioxid (NO2) und Feinstaub gefährden die Gesundheit, Dieselruß trägt darüber hinaus zur globalen Erwärmung bei. In den Mitgliedstaaten der Europäischen Union besteht die gesetzliche Verpflichtung, Maßnahmen zur Senkung der Luftschadstoffe zu treffen. Die Grundlage dafür bildet die EU-Luftreinhalterichtlinie (2008/50/EG).

Schweizermühle war ein Luftkurort und verhalf Menschen, die an Tuberkulose erkrankt waren, zur Heilung. Für die Patienten wurden mehrere Liegehallen entlang der Waldkanten errichtet. Hier konnten die Patienten saubere Luft einatmen sowie die umgebende Landschaft und Ruhe genießen. Die Lage der Liegehallen entlang der Waldränder wurde aufgrund der wirkenden Heilung der ätherischen Öle gewählt, welche die Wälder freisetzen. Im asiatischen Raum gilt der Wald als traditionelles Heilmittel. Übersetzt wurde diese Anwendung in unseren Kulturraum mit dem Waldbaden.

Das Waldsterben in den 1960er Jahren löste die erste Welle einer Klimabewegung aus. Heute steht der Wald erneut im Fokus, da durch den Borkenkäfer befall mehrere Hektar Waldflächen gerodet werden mussten. Auch das Bielatal war stark davon betroffen. Durch die Klimaerwärmung entfachen weltweit mehrere Waldbrände, die wichtige Biotope und Lebensräume zerstören.


Erde

Der ehemalige Besitzer der Villa Jordan, Herr Bergwall, legte rund um sein Haus ein Arboretum und einen Landschaftspark an. Er sammelte eine Vielzahl an Laub- und Nadelbäume aus Europa, Asien und Amerika. Die fremden Bäume schlugen schnell Wurzeln in der Erde in Schweizermühle. Die Vereinigung „Flora , Gesellschaft für Botanik und Gartenbau“ besuchte regelmäßig das Arboretum und den Landschaftspark, den Bergwall angelegt hatte und belegt die Einmaligkeit der Anlege innerhalb Sachsens.

Der Triumph der Düngung und späteren Überdüngung, der Versalzung, der grenzenlosen Flurbereinigung wurde zu Beginn des 1900 Jahrhundert eingeleitet. Bis zu den gigantischen Monokulturen heute, den plastiküberzogenen Landstrichen und den beheizten Feldern, auf denen der Spargel dann drei Wochen früher als normal sprießt. Boden wird heute mehr und mehr von Banken und anderen Geldanlegern als Spekulationsobjekt gesehen.

Der Mensch emanzipiert sich von der Natur, indem er sie vermeintlich mehr und mehr durchschaut. Und die Technik hilft dabei: Jede technische Erfindung erscheint als Fortschritt, jeder technische Fortschritt mehrt angeblich den Wohlstand. Und kein technischer Fortschritt scheint die Erde als System zu gefährden. Was machbar ist, wird getan, nicht nur, weil man es kann, sondern fast schon, weil man es tun muss. Einige Schäden sind dabei großzügig einkalkuliert.*3

Die Erde ist erschöpfbar, ihre Vorräte, auch ihre Regenerationskraft ist begrenzt, damit ist sie auch die Grenze dessen, was wir mit ihr technisch machen können.“ Der Umgang mit dem kostbaren Gut Erde muss sich verändern. Die weitere Ausbeutung der Vorräte muss aufhören und ein nachhaltiges Konzept für die Landwirtschaft und Ressourcengewinnung erarbeitet werden.Die ehemalige Gartenanlage rund um die Villa Jordan zeigt, wie die Natur sich von Eingriffen erholen kann und wie eine nachhaltige Pflanzung aussehen kann.


Feuer

Der Ursprung der Schweizermühle liegt im Ele- ment Feuer. Durch den Abbau von Erzen aus Berggießhügel wurde im 15. Jahrhundert ein Hammer im Bielatal gegründet. Für Schweizermühle war das Feuer ein wichtiges wirtschaftliches Element. Auf der anderen Seite hat das Feuer aber auch immer wieder den Ort und einzelne Bauteile zerstört.

Der Klimawandel wird jedes Jahr sichtbarer. Ein deutlich zu beobachtender Aufwärtstrend zeigt eine erhöhte Brandgefahr, längere Brandzeiten im Jahresverlauf und intensive, sich schnell ausbreitende „Mega-Brände“, die mit herkömmlichen Brandbekämpfungsmitteln kaum zu beeinflussen sind. In diesem Jahr waren bereits Ende Juni, also zu Beginn der eigentlichen Brandsaison, rund 130 000 ha abgebrannt. Brände betreffen nicht mehr nur die südlichen Staaten, sondern stellen auch eine wachsende Bedrohung für Mittel- und Nordeuropa dar. Mehr als neun von zehn Bränden in der EU sind auf menschliches Handeln zurückzuführen. Zur Vermeidung von Katastrophen sind daher Sensibilisierungs- und Aufklärungskampagnen der Öffentlichkeit in Bezug auf die Brandgefahr von entscheidender Bedeutung.*4


*2 europäischer Bericht zur Luftreinhaltung 2019

*3 deutschlandfunk Kultur: die Vier Elemente

 *4 deutschlandfunk Kultur: die Vier Elemente